Opel Rocks-e im ELECTRICAR-Praxistest (2024)

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Schaut aus wie ein Auto, gehört jedoch in die neue Kategorie SUM – Sustainable Urban Mobility: Der Opel Rocks-e bietet ein Fahrerlebnis der besonderen Art.

Nur damit keiner auf falsche Gedanken kommt: Das Fahrzeug, das Sie hier sehen, ist kein Auto. Der Opel Rocks-e spielt in einer eigenen Liga. SUM – Sustainable Urban Mobility, so heißt es im Fachjargon, nachhaltige Mobilität im städtischen Raum. Ja, der kleine Neustarter hat vier Räder, ein Dach, Scheibenwischer und Sicherheitsgurte. Doch gerne noch einmal: Er ist kein Auto. Für den geneigten Betrachter bedeutet dies: locker machen! Neu justieren. Einsteigen – und erst mal sehen, was er drauf hat. Es ist ein Abenteuer in jeder Hinsicht. Spannend, wie wohl. Eine knackige Option auf dem Weg in die Zukunft, Spaßfaktor inklusive. Zumindest in der Innenstadt ...

Opel Rocks-e im ELECTRICAR-Praxistest (2)

Nach hinten aufgeklappt: electricar-Redakteur Armin Grasmuck fuhr den Opel Rocks-e zum Test.

Edel und elegant

Der erste Eindruck ist verlockend bis verwirrend. Schick sieht er aus, der Rocks-e, pfiffig gestaltet. Klare Linien, modernes Design. Klein und fein, so wirkt er. Die Tür geöffnet, auf der Fahrerseite klappt sie nach hinten, wird jedoch schnell klar: Der Mini-Opel ist ein abgespecktes und äußerst reduziertes Mobilitätsangebot. Weniger soll hier mehr bieten. Mehr Agilität in dem immer anspruchsvoller werdenden Stadtverkehr, mehr Sinn für das Wesentliche und selbstverständlich mehr Nachhaltigkeit, auch im Bewusstsein des Fahrzeuglenkers. Nur wer bereit ist, diesen Kurs zu fahren, wird dieses Vehikel zu schätzen wissen. Alle anderen steigen besser wieder aus, noch bevor sie den „Zündschlüssel“ des Zweisitzers umgedreht haben.

Stichwort Sitze. Es sind einfache Plastikschalen ohne größere Komfortmerkmale. Immerhin, zumindest auf der Fahrerseite lässt sich der Sitz nach vorne und hinten schieben. Radio? Nö. Navigation? Nö. Display? Minimal. Heizung? Ein bisschen. Ist die Windschutzscheibe beschlagen, lässt sich ein eher milde beheiztes Gebläse per Knopfdruck anschalten. Die Damen und Herren aus dem Opel-Autohaus haben einen dicken Lederschwamm auf das breite Armaturenbrett drapiert. Sicher ist sicher. Immerhin: In zentraler Position gibt es einen Halter für das Smartphone samt USB-Anschluss. Für alle, die es etwas lauter haben wollen, ist hinter dem Lenkrad ein Spot, in dem die gängigen Musikboxen installiert werden können. Daneben gibt es, ähnlich konfiguriert, den Getränkehalter, der genauso stabil wirkt. Fensterheber? Nö. Kurbeln? Nö. Die Seitenfenster werden einfach per Hand nach außen aufgeklappt, wie einst bei der legendären Ente von Citroën.

Konsequente Reduktion

Okay, startklar für die Testfahrt. Den Zündschlüssel umgedreht, und dann? Links unten, neben dem Fahrersitz, gibt es drei Knöpfe. D, N und R – vorwärts, neutral, rückwärts. Klingt einfach, ist es auch, wenn sich die Fahrerinnen und Fahrer erst einmal an die Drücker gewöhnt haben. Los geht‘s!

Überraschenderweise klingt der Rocks-e weit kerniger als die meisten anderen Elektrofahrzeuge, die eher für ihr dezentes Schnurren bekannt sind. Es liegt an der konsequenten Reduktion, die keinen Raum für dicke Karosserien und Schalldämpfer lässt. Kurioser Nebeneffekt: Von außen klingt der kleine Stromer weit ruhiger und ausgeglichener. Da säuselt er sanft im Sound von morgen über die Straße.

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Einfaches co*ckpit: Neben dem Mini-Display gibt es einen Telefonhalter, mehrere Ablagen und Getränkehalter.

Die ersten Meter in der Münchner Innenstadt sind gewöhnungsbedürftig. Klein ist er, das wussten wir vorher. Im zwei- bis dreispurigen Stadtverkehr wirken beim Blick aus den Fenstern sogar die Autos der kompakten Mittelklasse wie Schwertransporter. Richtiggehend bedrohlich wird es, wenn im Rückspiegel tatsächlich ein Laster auftaucht, der an der Ampel gefühlte zehn Zentimeter hinter der Wirbelsäule des Rocks-e-Fahrers zum Stehen kommt. Uffff! Und doch: Der Mini-Opel hält im Stadtverkehr gut mit. Flott ist er, weg von der Ampel, kein Problem der Fahrbahnwechsel. Es wirkt selbst für den Routinier der Asphaltpiste überraschend, dass die Spitzengeschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde in der Millionenmetropole leicht und locker ausreicht, um entspannt und ohne Magenkrämpfe im Feierabendverkehr mitzuhalten. Nur selten gibt es überhaupt die Gelegenheit, schneller zu fahren. Noch seltener ziehen die schnelleren Autos vorbei.

Einparken mit Genuss

Der Opel Rocks-e wird offiziell als Leichtkraftwagen der Kategorie L6e geführt. Laut den neuen Regularien bedeutet dies: Das 2,41 Meter lange und 1,39 Meter breite Vehikel darf ohne Batterie nicht mehr als 450 Kilogramm wiegen, es darf eben nicht schneller als 45 km/h fahren – doch es darf bereits ab 15 Jahren mit dem Führerschein der Klasse AM gesteuert werden.

Ein großer Vorteil in der Innenstadt: Die Suche nach dem Parkplatz wird am Steuer des Neustarters zum genussvollen Ereignis. Längs, quer oder auch total schräg – es findet sich in nahezu jeder Parkbucht ein Plätzchen für den Rocks-e, gegen den selbst andere smarte Mini-Varianten verhältnismäßig groß und breit wirken. Dazu fällt uns auf: Eingeparkt oder auf der Straße – der Schmalspur-Opel kickt selbst in der schicken Bussi-Bussi-City. Da gibt es das verschämte Kichern der Passanten am Zebrastreifen, Applaus auf offener Strecke, Daumen nach oben und große Augen überall. „Was ist denn das?“, so fragt ein Mann im gesetzten Alter auf dem Parkplatz – und am Ende der folgenden Kurzinformation: „Das ist genau das richtige Auto für mich!“ Nein, mein Herr, ein Auto ist eben gerade nicht. „Egal“, strahlt sein Begleiter, ein ebenso aufgeschlossener Senior: „Das ist auch für meinen Enkel das ideale Fahrzeug.“

Auch für Gewerbetreibende

Die Konzernstrategen sehen zudem das im Geschäftsbereich vorhandene Potenzial, seit einigen Wochen bietet Opel den Rocks-e in der Variante „±±“ auch als Klein-Lieferfahrzeug an. „Pakete, Pizza, Medikamente und Co. flexibel, praktisch sowie emissionsfrei bis in die kleinste Gasse der Innenstadt ausliefern – und das ebenso wendig wie wettergeschützt“, so lautet die Botschaft an die Gewerbetreibenden. Anstelle des Beifahrersitzes ist im Rocks-e Kargo ein modulares Ladeabteil integriert, vom Fahrer durch eine Wand abgetrennt. Bis zu 1,20 Meter lange Gegenstände können in einem Ladevolumen von 400 Liter und bei einer Nutzlast von 140 Kilogramm transportiert werden.

Wichtig ist an dieser Stelle festzuhalten: Die geschäftlichen Aktivitäten sollten sich prinzipiell auf den Stadtbereich beschränken. Denn sobald der Rocks-e auf den Ausfallstraßen gen Umland säuselt, wird schnell klar: Er verlässt sein Revier, und auf der Bundesstraße geht der Charme des Lockeren und Leichten verloren. Wir fahren auf der B 13 nordwärts und fühlen uns plötzlich wie in einem Bobby Car auf der Autobahn. Die Großen und die Flotten ziehen links an uns vorbei, während sich hinter uns der Verkehr aufstaut. Mit 45 Sachen auf der Landstraße, da hakt es gewaltig. Raus ohne Applaus. Die Augen der Weggefährten, die an uns vorbei ziehen, wirken plötzlich streng. Auch haben wir ein deutliches Hupen vernommen.

Alles klar, wir biegen ab auf die kleine Landstraße, wo der Verkehr weniger und die durchschnittliche Geschwindigkeit humaner wird. Für uns ändert sich allerdings wenig, wir halten konstant die 45 km/h. Es fällt auf, dass der Rocks-e diesen Spitzenwert – im Gegensatz zu den meisten Zweirädern in dieser Klasse – auch bergauf hält. Und ja, im Schneckentempo durch die Gegend zu fahren, hat durchaus eine entspannende Note. Der Blick für die Landschaft links und rechts des Asphalts wird geschärft. Da ist ein Baum noch ein Baum – und kein Objekt das im Rausch der Geschwindigkeit an allen Sinnen vorbei saust.

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Schick reduziert: Die Formen und Farben des Rocks-e wirken modern, der Mini-Opel setzt allein auf die wesentlichen Merkmale der Mobilität – die Fenster werden per Hand aufgeklappt.

Ladekabel fest installiert

Der Opel Rocks-e ist jedoch kein Fahrzeug für ausschweifende Landpartien. Nach gut einer Stunde und mehr als 40 zurückgelegten Kilometern, wir spüren es in jedem Gelenk, werden die schnöden Plastiksitze zu Betonschalen. Der Akku hätte noch einmal 35 Kilometer drin gehabt, doch für heute reicht es. Ziemlich cool: Der Mini-Stromer kann über ein Ladekabel samt Stecker, das in der rechten Fahrzeugseite fest verstaut ist, an jeder normalen Haushaltssteckdose aufgeladen werden. Wer die Batterie an einer Ladestation mit frischer Energie versorgen möchte, bitte sehr: Adapter auf den Stecker – läuft. Der Rocks-e ist zweifellos ein erster Vorgeschmack auf die Art der Mobilität, die uns mittelfristig in den Innenstädten erwartet. Knapp 8.000 Euro für ein Auto, das keines ist, klingt happig. Mit Blick in die Zukunft ist es eine gute Investition.

Technische Daten

Hersteller

Opel

Modell

Rocks-e

Antriebsart

Elektromotor

Leistung

6 kW / 8 PS

Maße / Gewicht

2.410 x 1.390 x 1.520 mm / 471 kg

Türanzahl

2

Kofferraumvolumen

63 l (Fußraum rechts)

Batteriekapazität

5,5 kWh

Ladedauer

3,5 Std. (0 bis 100 Prozent)

Reichweite

75 km

0 - 100 km/h

-

Spitze

45 km/h

Preis

ab 7.990 Euro

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