Opel Rocks-e im Test: Cooler Köder (2024)

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Opel Rocks-e im Test: Cooler Köder (1)

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Der erste Eindruck: Was ist das – ein eingelaufener Kleinbus? Ein zu groß geratenes Spielzeugauto? Und wo ist überhaupt vorn und wo hinten?

Das sagt der Hersteller: Mehr Auto braucht kein Mensch – zumindest nicht in der Stadt. So wirbt Opel für eine neue Mobilität. »Sein Design ist klar und mutig, seine Abmessungen sind extrem kompakt, sein Antrieb ist rein elektrisch und sein Preis unschlagbar. So ermöglichen wir vom jugendlichen Fahranfänger bis zum Innenstadtpendler den erschwinglichen Umstieg auf die 
Elektromobilität«, trommelt Andreas Marx, der Chef von Opel in Deutschland, für den 2,41 Meter kurzen Würfel auf Rädern. Allerdings ist der Rocks-e im Grunde nichts anderes als der Citroën Ami, der schon vor zwei Jahren präsentiert wurde – aber nicht in Deutschland verkauft wird. Die Autos unterscheiden sich durch die Logos – beim Citroën der Doppelwinkel, beim Opel der Blitz. Und durch Zierelemente in knalligem Gelb, die der Rocks-e als Kontrast zum grauen Karosseriekörper trägt.

Opel Rocks-e im Test: Cooler Köder (2)

Fotostrecke

Opel Rocks-e: Würfel auf Rädern

Foto: Christian Bitmmann/ Opel

Ein Pkw ist der Rocks-e nicht. Er wird als Leichtkraftwagen der Kategorie L6e geführt. Damit darf das Fahrzeug ohne Batterie nicht mehr als 450 Kilogramm wiegen. Zudem darf es nicht schneller als 45 km/h fahren, das aber ab 15 Jahren mit Mofa-Führerschein.

»Mit diesem Fahrzeug führen wir junge Menschen an die Marke heran«, sagt Produktmanager Keanu Eftekhari. »Die Anzahlung übernimmt die Oma und die Leasingrate kostet so viel wie eine Monatskarte im örtlichen Verkehrsverbund«, heißt es von den Presseleuten. Das Geld mag manches Elternteil gern aufbringen, damit der Nachwuchs etwas sicherer aus der Disco nach Hause kommt als mit dem Mofa. Das Leasing ist so ausgelegt, dass pünktlich zum 18. Geburtstag ein richtiger Pkw angeschafft werden kann.

Das ist uns aufgefallen: Wer mit dem Rocks-e zurechtkommen will, muss zunächst alle Erinnerungen ans richtige Autofahren löschen, um den Rocks-e nicht ständig mit komfortableren Fahrzeugen zu vergleichen. Nur weil es ein Dach über dem Kopf gibt, ein Lenkrad und zwei Pedale, fühlt sich der Rocks-e noch lange nicht nach Auto an.

360°-Ansicht

Werfen Sie einen Blick in den Innenraum des Opel Rocks-e mit unserem 360-Grad-Foto

Dafür ist er zu eng und zu unkomfortabel. Plastik wohin das Auge schaut, die Sitze härter und unbequemer als im Stadtbus, statt einer Heizung gibt's nur ein Gebläse, das im Notfall die Scheiben frei pustet. Das Fahrwerk ist ähnlich geschmeidig wie das eines Einkaufswagens. Während andere Elektroautos mit Stille locken, mischen sich in das Knarzen und Knistern der Kunststoffkarosserie beim Rocks-e viele Außengeräusche. Für ein Elektroauto mag der Preis von 7990 Euro ein Schnäppchen sein, wobei in dieser Klasse keine Subventionen fließen. Aber viele Kunden würden dafür wohl mehr Gegenwert erwarten als einen Gartenstuhl auf Rädern.

Ein wenig mehr als die 12 PS Leistung und 40 Nm Drehmoment dürften es auch sein. Rein theoretisch geht das limitierte Tempo in Ordnung, man ist mit 45 km/h kaum langsamer am Ziel als mit 50, erst recht in der Stadt. In der Praxis jedoch wird der Opel Rocks-e als Auto wahrgenommen – und wirkt als solches zu langsam. Das erschwert Spurwechsel. Der Kühlergrill eines Lastwagens wirkt bedrohlich im Rückspiegel. Die Stadtautobahn ist natürlich tabu, was die Routenplanung erschwert. Mit einem Microlino aus der Leichtbauklasse L7e, die 90 km/h erlaubt, ist man flotter und entspannter unterwegs.

Hersteller:

Opel

Typ:

Rocks-e

Karosserie:

Kleinstwagen

Motor:

Elektromotor

Leistung:

9 kW / 12 PS

Drehmoment:

40 Nm

Getriebe:

Eingang-Automatik

Antrieb:

Frontantrieb

Höchstgeschwindigkeit:

45 km/h

Verbrauch:

11,9 kWh / 100 km

Kraftstoff:

Strom

Batteriekapazität:

5,5 kWh

Reichweite:

75 Kilometer

CO2-Ausstoß:

0 g/km

Länge/Breite/Höhe in mm:

2410 / 1390 / 1520

Gewicht:

471 kg

Kofferraum:

63 Liter

Preis:

7990 Euro

Die große Stunde des Rocks-e schlägt beim Einparken. Gegen ihn wirkt ein Smart sperrig. Und plötzlich flackert Fahrfreude auf, wenn man um andere Pkw Kreise fährt, durch jede Lücke passt und stets ein Plätzchen findet. Das macht mitunter die eingeschränkte Höchstgeschwindigkeit wett: Während andere noch einen Stellplatz suchen, steht die Rocks-e-Besatzung schon in der Kaffeebar oder in der Umkleidekabine.

Nach einem halben Tag in der Stadt reift deshalb die Erkenntnis: Man darf den Rocks-e nicht durch die Autofahrerbrille sehen, sondern mit den Augen derer, die sonst mit Bus, Bahn oder Mofa unterwegs sind. Und da ist der kleine Opel bisweilen die bessere Wahl. Er fährt nach dem persönlichen Fahrplan, der Nutzer kann sich die Gesellschaft aussuchen. Und im Gegensatz zu Roller oder Fahrrad bietet er Wetterschutz. Und einen Sicherheitsgurt. Airbags, Knautschzone oder ESP sind aus Gewichts- und Kostengründen nicht verfügbar.

Das muss man wissen: Der Opel Rocks-e ist seit Januar im Handel. Der Wagen ist mit 2,41 Meter Länge und 1,39 Meter Breite so klein, dass er selbst hinter einem Smart Forfour verschwindet. Die Ausstattung spartanisch zu nennen, wäre eine Übertreibung. Der Akku hat mit 5,5 kWh Speicherkapazität nicht einmal halb so viel wie jener der Plug-in-Hybrid-Variante des neuen Opel Astra. Der Rocks-E schafft mit einer Ladung 75 Kilometer. An der normalen 230-Volt-Buchse dauert das Laden drei Stunden, für das Laden an einer Wallbox braucht es einen Adapter. Schnelllader kann der kleine Opel nicht nutzen.

Das werden wir nicht vergessen: Die eigenwillig angeschlagenen Türen, die auf der rechten Seite mit und auf der linken gegen die Fahrtrichtung öffnen. So etwas gibt es sonst nur bei – ausgerechnet – Rolls-Royce. Dort ein Spleen der Designer, dient es beim Opel zum Kostensparen. Denn mit der spiegelverkehrten Montage lässt sich ein und dieselbe Tür auf beiden Seiten verwenden. Weil Opel diesen Trick auch bei Klappfenstern und weiteren Teilen anwendet, besteht das ganze Auto nur aus 250 Teilen. Sie werden in der Fabrik in Marokko wie bei Playmobil zusammengesteckt.

Opel Rocks-e im Test: Cooler Köder (2024)

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Author: Margart Wisoky

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